Adipositas Grad 3 - Umdenken
Adipositas Grad 3 - Meine Geschichte - Teil 2
"Wenn Sie nicht radikal etwas an Ihrem Gewicht ändern, werden Sie so keine 50 Jahre alt. 40 könnten sie noch schaffen." Das ist der Satz meines Lungenarztes, der den Stein ins Rollen gebracht hat.
Wie ich adipös wurde habe ich im vorherigen Artikel Teil 1 bereits beschrieben. In der Zwischenzeit hatte meine Schwester sich aufgegeben und sich vor knapp 1 1/2 Jahren für eine Magenverkleinerung in Form von einem Magenbypass entschieden. Sie hat bis heute 70kg verloren, ist schwanger geworden (hatte zuvor auch wegen den Hormonen keinen Eisprung) und ist überglücklich. Meine Familie und ich waren komplett gegen die OP und wir hatten große Angst um sie.Bei ihr aber Gott sei Dank lief alles wie am Schnürrchen und sie ist ein Paradebeispiel. Sie konnte nach einem halben Jahr wieder alles essen und fühlte sich 3 Monate nach der OP fit wie ein Turnschuh und ist die Treppe mit jeweils 2 Stufen aufeinmal nehmend hochgerannt. Ich war zu der Zeit immer noch der Überzeugung, ich schaffe es alleine ohne eine bariatrische OP. Und startete eine Verhaltenstherapie.
Warum ging ich dahin?
Unteranderem wegen meinem Essverhalten, welches im Gegensatz zu meiner Schwester nicht normal ist. Und eine OP mit diesem Verhalten, wie ich später erfuhr, auch gar nicht bekommen hätte.Meine Probleme:
- Ich aß etwas, wenn ich mich körperlich schlecht fühlte (z.B. Kreislaufprobleme)
- Ich aß etwas, wenn ich müde wurde und nicht schlafen gehen wollte
- Ich aß etwas, wenn ich mich seelisch mies fühlte
- Ich muss aufessen, selbst wenn es mir nicht schmeckt
- Ich muss manchmal essen, obwohl ich keinen Hunger oder Appetit habe und weiß selbst nicht warum (wie ein Drang)
- Selbst wenn mir schlecht war, musste ich aufessen.
Mark Maslow hat dazu einen sehr guten Artikel In 5 Schritten zur Freiheit von emotionalem Essen: Die P.A.U.S.E. Formel geschrieben, der unteranderem auch die Methoden meiner Psychologin erwähnt. Außerdem beschreibt er am Anfang, woran man erkennt, dass man ein Emotionaler-Esser ist, falls ihr den Verdacht habt auch einer zu sein. Ich kann euch nur wärmstens empfehlen, so früh wie möglich dagegen zu steuern! 😉
Das etwas war übrigens zu 80% Schokolade und diese zu 90% Kinderschokolade. Wie kam es dazu?
Nun ja ich bin ein Scheidungskind und ich durfte von einem Tag zum anderen (als ich 4 Jahre alt war) meine Schwester, meinen Vater, sowie meine Großeltern, die um der Ecke gewohnt hatten, nicht mehr sehen. Jedes mal (fast täglich) hatte ich geweint und bekam als Trost von meiner Mutter Schokolade - Kinderschokolade. Ich bin quasi ganz klassisch, wie der Hund der sabbert, wenn er eine Glocke läuten hört, auf Schokolade getrimmt! Als ich 5 Jahre alt war hatte mich mein Vater kaum wiedererkannt, weil ich so dick geworden war. (Soviel zu den ersten Punkten auf der Liste.)
Im Kindergarten/ Kita musste ich von 12Uhr - 18Uhr am Tisch sitzen und durfte nicht mit den anderen Kindern spielen, weil ich nicht aufessen wollte. (So etwas prägt einem anscheinend ein Leben lang.)
Von meiner Psychologin bekam ich als allererstes für 2 Jahre ein Verbot von Kinderschokolade, um mich zu entkoppeln. Das half tatsächlich schon eine ganze Ecke, aber so richtig Erfolg hatte ich mit ihren Lösungsansätzen erst nach ca. 1 Jahr. Sie ist auf diesem Gebiet auch nicht spezialisiert, weshalb sie mir empfohlen hatte, zu dem Thema noch jemand anderen zu rate zu ziehen. Letztlich war auch sie für eine Magenverkleinerung in der MIC-Klinik. Meine Familie hatte ihre Meinung durch die positiven Erfolge meiner Schwester geändert und zudem hatte sich mein körperlicher Zustand verschlechtert.
Wie sich bei meinem Lungenarzt herausstellte, wurde meine Lunge mittlerweile vom Magen gequetscht, sodass sich mein Lungenvolumen um 20% verringert hat und somit mein Lungenarzt den ersten entscheidenen Satz sagte, der mich zur Vorstellung bei der MIC-Klinik bewegte. Der 2. folgte wenig später von meinem Vater.
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